Erste Schöpfung

Schon sehr früh begann der Autor die Möglichkeiten von Sprache und Schrift zu erforschen. Hier ein Fragment aus einem ersten Experiment mit der Lyrik aus dem Jahr 1971:

 

             Itschi, Pitschi Puh,

             es stinkt mein linker Schuh.

 

Da wir hier nur dieses Fragment zeigen können, lässt sich nur erahnen, welch unglaublich treffsicheres Gespür Uwe Kling schon in diesem frühen Alter für ein Thema an den Tag legen konnte.

 

In einer oberflächlichen Interpretation könnte man über die Tatsache, dass er den linken Schuh auswählte hinweg lesen.

Sieht man sich die Zeile aber genau an, so erkennt der geneigte Leser, dass hier nicht nur die Metrik der Zeile eine ganz eigene Dynamik besitzt, sondern auch die kaum spürbare, aber dennoch unglaublich effektive Alliteration der Wörter „stinkt“ und „Schuh“ die offene Geschlossenheit der, den Reim vollendenden Antwort in sich abschließt. Geschickt versteckt er diese Wirkung hinter der unterschiedlichen Schreibweise der beiden Wörter, die erst bei lauter Phonation ihr Geheimnis preisgeben, wenn sie dann hörbar ihre kunstvolle Verwandtschaft in dem Laut „sch“, mit dem sie beide beginnen offenbaren.

Hat man dies Kleinod impressiver Dichtkunst entdeckt, muss kaum noch erwähnt werden wie klangvoll dieser Kunstgriff die einzelne, scheinbar winzige, kaum eine Bedeutung innehabende Zeile einrahmt.

Ist dies ins Bewusste vorgedrungen, weicht die Interpretation der Seite „links“, die der Autor für den Schuh wählte, konsequent der Erkenntnis, dass Uwe Kling hier bewusst jene Körperseite ins rechte Licht rückte, der die Preisgabe der menschlichen Gefühle im Allgemeinen und der Ausdruck des innersten Wesens eines Individuums im Speziellen zugeschrieben wird.

 

So zeigt sich schon in diesen beiden Zeilen die ganze, schöpferische Genialität des Autors und macht bewusst, dass es sich bei solchem Sprachvermögen und Wortwitz mehr als lohnt, jedes einzelne Wort auf der Zunge zergehen zu lassen, wie die Pralinen des Konditors in der Pfannenwender Gasse, bei dem der Autor viele Jahre an der Kasse stand.

 

 

Mittlere Schöpfung

Essay über die Kunst kleine Brötchen zu backen

(Veröffentlicht in der „Konditorenrose“, Ausgabe 7/82)

 

Wie......

fragt sich der angehende Bäckerlehrling, kann es eigentlich sein, dass aus so viel Mehl nur so kleine Brötchen gebacken werden können?

 

Eine Frage, die den Intellekt dieses Bäckerlehrlings natürlich hoffnungslos überfordert, überfordern muss! Denn mit dieser scheinbar so winzigen Beobachtung, hat er eines der größten Mysterien nicht nur des Bäckerhandwerks an die Kruste des Bewusstseins gehoben.

 

In stiller Meditation, lässt sich die allumfassende Größe des weißen Berges, der an einem Tag in der größten Bäckerei Berlins verbacken  wird kaum durchdringen. Lässt er doch in Dichte und Struktur jedweden Durchblick vermissen. Allein in der Kraft der Meditation vermag des Geistes Weite eine Weitung erreichen, die den Intellekt des Mehlwurms, der sich in dieses Berges Tiefen versteckt, zu empfangen, auf dass die Vereinigung zweier Wesen eine neue Einheit in Zeit und Raum erreichen mögen.

 

Nichts von der Größe eines solchen Kolosses wird je die Fassbarkeit umfänglicher Förmlichkeit Erleichterung erfahren lassen können...

 

Der hier zitierte Anfang des Essays, kann nur einen Einblick in den Tiefgang der noch folgenden 11 Seiten eröffnen, der - ist erst einmal der Funke der philosophischen Dimension entfacht - auch den schärfsten Verfechter von Backwaren aus Weißmehl zu der Überzeugung bringen kann, dass es eventuell eine Überlegung Wert sein könnte, zumindest gelegentlich, das übliche, helle Frühstücksbrötchen durch ein Körnerbrötchen zu ersetzen.

 

Die Rezeptur mit der Uwe Kling hier eine uralte Sichtweise im neuen Teigmantel mit solch komplexer Simplizität erklärt, hat dem Autor die silberne Kornähre im Bronzemantel  

des Jahres 1982 eingebracht.

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© Uwe Kling